Zum Hauptinhalt springen

Aktuelles & Presseinfos

Weinbau, Streuobst und Kopfweiden

Am 20.08.2023 führten Naturpark-Ranger, Gebietsbetreuer und Winzer führen durch das Taubertal.

Im Rothenburger Burggarten ging sie los, die Zeitreise durch die Kulturlandschaft des Taubertals. Von dort führten Benjamin Krauthahn, Naturpark-Ranger und Till Scholl, Gebietsbetreuer vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken die Besucher hinunter ins Tal und über Trockenmauertreppen wieder hinauf. Garniert mit zahlreichen Fakten und spannenden Anekdoten gaben sie Einblicke in die Entstehung der heutigen Kulturlandschaft.

 

Erste Station war eine Streuobstwiese gleich unterhalb der Burgmauer. Till Scholl erklärte die Entstehung der Streuobstwiesen und die frühere Bedeutung für die Ernährung. Er erläuterte, warum Streuobstwiesen für Insekten und Vögel eine so hohe Bedeutung haben. Und dass sie deshalb gepflegt werden. Ohne Pflege, das heißt vor allem ohne Mahd der Wiese, wächst die Streuobstwiese zu, sie verbuscht, wie es im Fachjargon heißt.
Da es immer schwieriger wird Arbeitskräfte für die schwere Mäharbeit im Steilhang zu finden, wird hier eine ferngesteuerte Mähraupe eingesetzt.

 

Unten im Tal angekommen, bat Naturpark-Ranger Krauthahn die Besucher ihre Augen zu schließen und einzutauchen in das Meer, welches vor 240 Millionen Jahren das Land bedeckte. Sich vorzustellen, wie Schnecken und Muscheln den Meeresboden besiedelten, wie das Meer austrocknete und sich über Jahrmillionen der Muschelkalk bildete.

Gebietsbetreuer Scholl knüpfte daran an und erklärte wie diese Gesteinsschicht in Kombination mit der Tauber und der menschlichen Nutzung die heutige Landschaft geformt hat.

 

Anschließend wurde die Aufmerksamkeit auf die alten Kopfweiden entlang der Tauber gelenkt. Einst von Bedeutung für die Korbflechterei, heute ein Lebensraum für xylobionte („holzbewohnende“) Tiere, vor allem Käfer. Hunderte verschiedener Käferarten können auf einer Kopfweide leben. So gibt es Holz- und Rindenfresser, Baumsaftlecker, Holzpilzbesiedler, Pilzmycelfresser und Mulmbewohner. Räuberische Arten, die sich wiederum von diesen ernähren und Resteverwerter, wie Chitin-, Leichen- und Kotfresser. Von den Käfern wiederum profitieren Vögeln denen sie als Nahrung dienen.

 

Nun ging es zu einer mit Trockenmauern durchsetzten Steilhangfläche. Angelegt wurden die Trockenmauern für den Weinbau, um die Bewirtschaftung zu ermöglichen und der Erosion entgegenzuwirken. Da die Trockenmauern, über Jahrhunderte Wind und Wetter ausgesetzt, teilweise zusammengebrochen sind, werden sie nun wieder restauriert. Ohne Mörtel, aus den vor Ort vorhandenen Steinen, werden sie wiederaufgebaut. Eine alte Handwerkskunst, die nur noch wenige beherrschen. Zudem eine äußerst anstrengende Arbeit.
Die Trockenmauern mit ihren Ritzen und Hohlräumen bilden einen wertvollen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. So fühlt sich hier z.B. Eidechse und Mauerbiene wohl. Die ausgleichende Wirkung auf die Umgebungs-Temperatur -wenn es heiß ist, nehmen die Steine die Wärme auf, wenn es kälter wird, geben sie die Wärme wieder ab -hatte einst positive Auswirkungen auf den Weinbau. Heute profitieren vor allem die Reptilien davon. Deswegen wird die Restaurierung der Trockenmauern auch mit Geldern des Bayerischen Umweltministeriums bezuschusst. Über die ebenfalls wiederhergestellten Treppen in den Trockenmauern ging es den steilen Anstieg nach oben. Dabei erfuhren die Teilnehmer die enorme Steilheit der Fläche am eigenen Leib und konnten sich vorstellen, wie anstrengend es sein muss, eine solche Fläche zu mähen.

 

Entlang der Burgmauer ging es weiter zum Weinberg unterhalb Rothenburgs. Dort erwartete die Gruppe bereits Winzer Albert Thürauf. Er berichtete über die Geschichte des Weinbaus im Taubertal. Fachkundig und unterhaltsam erklärte er, wie sich das Ausgangsgestein auf den Boden und somit auf den Wein auswirkt. Es sei wichtig Sorten anzubauen, die für den Boden und das regionale Klima geeignet sind. Nur so erhält man robuste und widerstandsfähige Rebstöcke. Interessant waren auch die Ausführungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinanbau. Bisher konnte der Wein unterhalb Rothenburgs aufgrund seiner bis zu 12 Meter langen Wurzeln der zeitweiligen Trockenheit trotzen. Begünstigt auch durch vorhandene Quellaustritte.

Im Anschluss an die Führung konnten die Teilnehmer die ausgewählten und zum Teil historischen Weinsorten des Taubertals auch verkosten. So endete die rundum gelungene Veranstaltung.

 

Finanziert werden die Naturpark-Ranger und die Gebietsbetreuer vom Freistaat Bayern bzw. vom Bayerischen Naturschutzfond.

EIne Trockenmauer im Sonnenschein
© LPV Mittelfranken Till Scholl | Trockenmauern im Taubertal sind ein besonderer Lebensraum für Reptilien, Insekten und viele andere.
Der Winzer zeigt verschiedene Rebsorten und Reifegrade
© LPV Mittelfranken Till Scholl | Wein als Element der Kulturlandschaft im Taubertal
© LPV Mittelfranken Till Scholl | Trockenmauern im Taubertal Lebensraum für seltene Tiere
© LPV Mittelfranken Till Scholl | Gruppe bei der Führung zur Kulturlandschaft im Taubertal